Konfliktfähigkeit

Die Voraussetzung für eine gute Konfliktfähigkeit ist ein sicheres Gefühl für den eigenen Selbstwert!
Was heißt das für dich selbst?

Wenn wir uns selbst wertschätzen, unsere Persönlichkeitsanteile kennen, annehmen und nicht abwerten, dann können uns Bemerkungen, die uns sonst anspringen, kaum ärgern. Wir sind im Reinen mit uns selbst.

Persönlichkeitsanteile, die wir selbst abwerten, weil wir sie nicht anerkennen und vielleicht auch nicht sehen wollen, machen sich immer wieder bemerkbar. Das merken wir daran, dass uns etwas Bestimmtes an Kollegen, Freunden oder anderen Mitmenschen ärgert und nervt. Die eigenen ungeliebten Eigenschaften werden durch andere Personen sichtbar. Auch wenn wir es manchmal nicht akzeptieren oder hören wollen – Was wir an anderen nicht mögen, das werten wir selbst in unserem Innern ab und wollen es nicht sehen, weil es uns vielleicht unangenehm ist und verdrängen wollen. Solange wir das tun, wird das ungeliebte Verhalten immer wieder auf sich aufmerksam machen.
Wir ärgern uns über andere, was die sich so rausnehmen und verstehen nicht, warum wir uns immer wieder ärgern.

Wir können den Personen dankbar sein, dass sie uns mit ihrem ärgerlichen Verhalten aufmerksam machen, weil wir so an uns lernen können. Das geht nur, wenn wir bereit sind, hinzuschauen, was genau in uns vorgeht und geschieht, anstatt in die Abwertung zu gehen.

Wenn wir einen abwertenden Umgang mit der Sichtweise des Anderen haben, dann führt das meistens zum Konflikt.
Wir wehren uns aktiv im Außen und verteidigen unsere erlernten Muster. Wenn ich die Kraft habe, dahin zu schauen was ich unter allen Umständen schützen möchte, dann wachse ich und lasse altes los.

Bis zu einem bestimmten Punkt haben wir die gelernten Muster in uns. Wir können sie anschauen und ihren Sinn und Zweck zu einer bestimmten Zeit akzeptieren. Dann wenn sie nicht mehr gebraucht werden, können wir sie ziehen lassen oder in einer liebevollen Art integrieren. Alles in uns hat einen Grund. Dafür können wir dankbar sein.
Wenn wir es schaffen, mit uns im Einklang zu sein, dann werden wir immer weniger Energie für Konflikte brauchen und liebevoller mit uns selbst sein.

Corona – und die Kunst, sich anstecken zu lassen

Überall Corona. Zuhause im Radio, im Fernsehen, in den sozialen Netzwerken, unausweichlich präsent. Diese permanente Präsenz macht was mit mir und mit meinen Empfindungen. Es entwickelt sich eine seltsame Atmosphäre, wenn ich in der Öffentlichkeit bin. Wenn ich allein Sport in der Natur mache, dann empfinde ich Ruhe und merke von alledem nichts. Sobald ich in die Stadt komme entwickelt sich ein beklemmendes Gefühl, wenn ich die Menschen mit Stoffmasken sehe. Viele Menschen möchten sich schützen. Sie haben Sorge, sich von der „unsichtbaren Gefahr“ anstecken zu lassen und fühlen sich mit den Masken erst einmal besser und sicherer.

Einkäufe sind zurzeit eine neue Erfahrung. Wir müssen uns nach wie vor an die Schutzmaßnahmen gewöhnen, das angenehme Einkaufserlebnis fehlt mir bei diesen Bedingungen. Ich erlebe Situationen, die mich nachdenklich machen. Mir fallen einige Verhaltensweisen auf, die ich als übertrieben empfinde.

Besondere Verhaltensweisen haben ihren Weg gefunden. Vor einem Lebensmittelladen kam mir ein Mann aus der Eingangstür entgegen. Trotz des Abstands von zwei Metern streckte er seinen Arm mit erhobener Hand nach vorne und mahnte sofort „Abstand halten!“. Bei ihm habe ich den Eindruck, dass er von einem hohen Anspruch zur Vorsicht angesteckt worden ist. In den Zeiten von Corona kann er seinen übertriebenen Hang zur Vorsicht in voller Inbrunst ausleben.

In der Kommunikationspsychologie von Schulz von Thun wird die Theorie der verschiedenen Persönlichkeitstypen beschrieben (2010). In Ausnahmesituationen kommen die starken Ausprägungen bestimmter Merkmale zur Geltung. Bei Menschen, die schon immer ein Augenmerk auf Ordnung und Sicherheit hatten, ist die Ansteckungsgefahr dafür gerade jetzt besonders hoch. Diese „Persönlichkeitstypen“ sehen jetzt die Chance für ihre Bühne, damit die Regeln und die Ordnung eingehalten werden.

Dieses Coronavirus ist unsichtbar und nicht zu greifen. Es kann überall sein. Besonders ältere Menschen fühlen sich verunsichert und ängstlich, gerade auch weil sie als Risikogruppe gelten. Das Gefühl der Angst bestimmt dann oft das Verhalten, es macht Stress, hilflos und schwächt die Abwehr. Das Immunsystem wird zunehmend schwächer. Doch gerade jetzt wird es für die Virusabwehr benötigt. Es bedarf der Fähigkeit, Vertrauen in die körpereigene Stärke zu haben und genügend Selbstvertrauen. Dann können wir uns trotz allem einiges zumuten, wenn wir uns an empfohlenen Regeln halten.

Es kann sein, dass wir uns von negativen Gesprächen beim Einkaufen oder in der Unterhaltung unter Nachbarn anstecken lassen. Manche Gespräche gleiten in negative Gesprächsmuster. Meistens sind es in der jetzigen Zeit die Themen: Entscheidungen der Politik, wirtschaftliche Unterstützungen, soziale Aspekte im zwischenmenschlichen Miteinander, Gesundheitsaspekte und so weiter. Wir gehen dann mit dem Eindruck nach Hause, dass im Moment alles ganz schrecklich ist – und wer weiß was alles noch kommt? Und die Politiker treffen Entscheidungen, die wir nicht nachvollziehen können. Da muss man doch mal drüber reden. Das kann man doch besser machen. Das, was im Moment passiert, kann doch nicht sein. Was soll denn werden? Wir können uns gedanklich in eine Abwärtsspirale begeben. Darin liegt eine Gefahr und wir empfinden alles als ganz schlimm und furchtbar.

Es gibt in dieser Zeit einen anderen Weg der Ansteckung. Ich kann mich von der Solidarität untereinander anstecken lassen. Von dem Gedanken „Wir schaffen das gemeinsam!“ Viel Neues entsteht gerade, was vor einigen Wochen noch undenkbar war. Menschen unterschiedlicher Generationen kommen zusammen, organisieren Projekte oder machen einfach etwas Kreatives, was andere Menschen erfreuen kann.

In der Arbeitswelt entsteht die Bereitschaft zum Homeoffice und vielleicht wird diese Arbeitsform in der Zukunft als hilfreiches Instrument zur Arbeitsgestaltung akzeptiert. Ich kann mich anstecken lassen, diese Form der Arbeit jetzt und in Zukunft zu nutzen. Bisher hielten viele Arbeitgeber Homeoffice für nicht praktikabel, weil die Rahmenbedingungen und die technischen Anforderungen zu hoch erschienen. Möglichkeiten nutzen, Offenheit für Neues, das stärkt unser Selbstbewusstsein und macht gute Laune.

Viele Menschen haben jetzt Zeit. Auf einmal leben wir bewusster und halten inne. Wir haben wieder Muße. Mitunter betrachten wir unsere Umgebung anders und erkennen einiges, das wir vorher noch nie wahrgenommen haben. Davon möchte ich mich unbedingt anstecken lassen. Auch von den Eindrücken in der Natur, die mir deutlich macht, dass es nicht viel braucht, um Freude zu empfinden. Ich möchte mich von der Ruhe anstecken lassen, die auf einmal da ist und dann einfach nur genießen.

Die aktuelle Solidarität, bringt viele Menschen zusammen, die sich vorher noch nie gesehen haben. Es entwickelt sich eine Lebensqualität, die wertvoll ist und glücklich macht. Davon lasse ich mich gerne anstecken.

Viele Menschen sind auf einmal offener und kommen über ungewohnte Wege in Kontakt, weil wir alle gemeinsam irgendwie „da durch“ kommen wollen. Von dieser Offenheit und Kontaktbereitschaft möchte ich mich ebenfalls anstecken lassen. Hoffentlich hält dieses Miteinander noch lange an. Es gibt so viel zu erleben und wir können in einem bestimmten Rahmen entscheiden, wie wir dieses Erleben füllen möchten.

Wir brauchen bei all dem auch unbedingt den Blick für die Realität. Viele Menschen kämpfen um die Existenz. Hier können andere, denen es gut geht, Unterstützung anbieten. Lassen wir uns einfach anstecken von der Freundlichkeit, der Gemeinschaft, der Offenheit, den Ideen, der Freude, den neuen Möglichkeiten und der Zuversicht, dass wir diese Zeit nicht erleiden müssen, sondern gemeinsam gestalten werden. +

Auch online erschienen als Kolumne in der Siegener Zeitung (bitte auf das Bild klicken):

Auch online erschienen als Kolumne in der Siegener Zeitung

Der Artikel ist ebenfalls erschienen im GESUNDHEITS KOMPASS Südwestfalen (Magazin der Siegener Zeitung) – Download der PDF-Datei hier:

Kleine Kommunikationshilfe für den Alltag – Teil 3

Ich zeige euch in kleinen und verständlichen Schritten, wie ihr durch Sprache leichter durch das Alltagsleben geht 😉

TEIL 3–Warum es so wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation zu verstehen:

Irgendetwas schwingt bei Gesprächen immer mit. In der zwischenmenschlichen Kommunikation kann vieles missverstanden werden. Da hilft es, genauer zu verstehen, was da vor sich geht. Da ist zum Beispiel die Art und Weise wie wir miteinander umgehen. Das hat eine hohe Bedeutung für die Stimmung im Gespräch. Dann nehmen wir das Gesagte manchmal nicht so an, wie es eigentlich gar nicht gemeint ist. Wir reden auch manchmal aus einer Position heraus, die nicht unsere eigene ist. Und so weiter…

Die nachfolgenden Übungssätze sind eine Hilfe, um zu verstehen was bei der Kommunikation geschieht. Dazu schaut euch das Modell der 4 Botschaften und Ohren an.

Beispielsätze: Auf welchem Ohr höre ich bei folgenden Sätzen?

„Das Lager ist voll“     
„Ich gehe heute früher nach Hause“
„Du kommst spät!“   
„Geh mal einer ans Telefon!“

Wie könnte die Reaktion auf diese Sätze aussehen? Siehe 1-4

  1. Wie höre ich diese Sätze? Fühle ich mich veranlasst etwas zu tun?
  2. Fühle ich mich veranlasst zu sagen was mir wichtig ist?
  3. Fühle ich mich in der Art und Weise wie mit mir gesprochen wird unwohl?
  4. Empfange ich sachlich Zahlen Daten Fakten?

Wenn ein Verständnis für die innere Reaktion da ist, dann lerne ich mich besser kennen und bin handlungsfähiger.

Erläuterung:

Zu Satz 1: Dieses Ohr nennt sich Appellohr. Wenn ich mich immer veranlasst sehe etwas zu tun, kann ich dies überprüfen und schauen ob das in der Situation wirklich sinnvoll ist. Ein überaktives Appellohr macht ein ständiges Funktionieren. Es lohnt sich zu prüfen ob auch andere Möglichkeiten da sind.

Zu Satz 2- Mit diesem (Selbstkundgabe) Ohr sind wir aufgefordert Stellung zu beziehen. Dazu sind ein guter Kontakt zu den Gefühlen und ein Eigenverständnis wichtig. Oftmals ist eine Reaktion mit einer Ich-Botschaft sehr hilfreich im Gespräch.

Zu Satz 3: Die ist das Beziehungsohr. Hier ist oftmals Konfliktpotenzial. Wenn die Art und Weise im Gespräch nicht passend ist dann sind oft die eigentlichen Inhalte nicht gehört. Eine Möglichkeit ist auf Sachlichkeit hinzuweisen.

Zu Satz 4: Das Sachohr ist das rationalste Ohr der vier Ohren. Ein Zuviel davon ist ebenso nicht hilfreich und stimmig wie ein zu viel der anderen Ohren. Wenn ich nur über das sachliche Ohr höre, dann bin ich kaum mit meinen Empfindungen verbunden und kann dies auch nicht äußern.

Bei all dem gilt, dass ich ein gesundes Maß in Abhängigkeit von der Situation finden muss, in der ich mich befinde. Im beruflichen Kontext kann ich zum Beispiel nicht so gefühlvoll reagieren wie im vertrauten Umfeld bei Freunden und Familie.

Kleine Kommunikationshilfe für den Alltag – Teil 2

Ich zeige euch in kleinen und verständlichen Schritten, wie ihr durch Sprache leichter durch das Alltagsleben geht 😉

TEIL 2 – Upps – so habe ich das gar nicht gemeint?

Oftmals führen Gespräche in eine Richtung, die zu Beginn nicht gewollt war.
Du hast eine Bemerkung „raus gehauen“ und die wird von deinem Gegenüber ganz anders erfasst als du sie gemeint hast.
Folgende Optionen hast du in der Reaktion:
„Ich kann sagen was ich will – immer reagierst du so…“ (Dieser Einstieg birgt eine erste Eskalationsstufe, es ist zwar eine Ich-Botschaft, wird aber hier genutzt als Vorwurfshaltung und die Pauschalisierung (immer) ist in diesem Satz gefährlich)
oder
„Weißt du was? Ich erzähl dir demnächst gar nichts mehr.“ (Hier wird die Reaktion des Nachrichtenempfängers als persönlicher Angriff gewertet und verursacht einen sofortigen Kontaktabbruch)
oder
„Moment mal, so wie du jetzt sprichst ist irgendwas in die verkehrte Richtung gelaufen. Ich möchte eben noch mal sagen wie es gemeint war.“ (Hier besteht Hoffnung, dass ein erneuter Einstieg und eine Klärung gelingt)
Hiermit erreichst du eine Korrektur und kannst das Gespräch in eine neue Bahn lenken. Du zeigst, dass dir dein Anliegen wichtig ist und dass du damit auch gehört werden willst. Ebenso kann es sein, dass durch diese Korrektur für deinen Gesprächspartner eine neue Offenheit für ein Gesprächsverständnis des gegenseitigen Verstehens entstehen kann.

Auf welchen Ebenen wir hören und wie wir Kommunikation besser verstehen können, das erfahrt ihr beim nächsten Mal

Kleine Kommunikationshilfe für den Alltag – Teil 1

Ich zeige euch in kleinen und verständlichen Schritten, wie ihr durch Sprache leichter durch das Alltagsleben geht 😉

TEIL 1 – Was als Gesprächseinstieg hilft:
Wenn ihr im Gespräch eine positive Entwicklung erreichen möchtet, Zeit investieren möchtet und wirklich zuhören wollt, gibt es einige „Gesprächsförderer“, damit das Gespräch belebt wird.
Dabei ist es eine Grundvoraussetzung, dass ihr euch für den anderen oder die andere interessiert, dass ihr auch den Kontakt wollt und Lust dazu habt.
Statt ein „Wie geht es dir?“ kannst du ein Gespräch mit „Schön dich zu sehen/treffen – wie ist es dir gerade?“ Oder knapper – „Na, wie ist dir?“
Hilfreich in der Alltagskommunikation sind offene Fragen:
Das heißt, dass du einfach nachfragst wie die Situation ist und dich nicht sofort mit einer geschlossenen Antwort wie z. B. „Es ist alles gut, danke“ oder einfach mit einer Aussage wie: „Es muss ja“ zufrieden gibst.
Du kannst die Fragen wie folgt formulieren:
„Wie empfindest du die jetzige Situation? Wie siehst du das?
Erzähl mir ein wenig von deiner jetzigen Situation, wie ist das genau?“
Damit dein/e Gesprächspartner/in dich ernst nimmt, ist es wichtig, dass du deinen Willen zuzuhören auch signalisierst. Das kannst du folgendermaßen tun: Halte Blickkontakt und signalisiere Interesse – z.B. mit „Mhm, ja“ oder „Aha“. Oder nonverbal mit Blickkontakt und zustimmendem Nicken.
Jetzt habt ihr schon einen ersten Gesprächseinstieg. Damit es nicht künstlich wirkt, wählt dabei eure Alltagssprache, wenn ihr meine Anregung verstanden habt und übt erst einmal im gewohnten Umfeld.